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Die Islamische Wirtschaftsordnung
1386 Mesaj -
Die Islamische Wirtschaftsordnung
Im Namen Allahs, des Allerbarmherzigen, des Allgütigen.

WAS SAGT DER ISLAM ZUR WIRTSCHAFTSORDNUNG ?

Nur wenige Bereiche des menschlichen Handelns, so scheint es, bestimmen so sehr unser Dasein wie der Bereich der Wirtschaft. Durch das Wirtschaften "schaffen wir" die materiellen Voraussetzungen für unser Leben. Das ist das Trugbild, das uns die falschen Propheten vorgaukeln. Niemand und nichts "schafft" außer dem Schöpfer. Von Allah sind uns alle Voraussetzungen für unser dasein gegeben, zur Nutzung anvertraut, und von Allah sind uns Regeln und Grundsätze für den Umgang mit Seiner Schöpfung gegeben. Dazu gehört ganz zweifellos auch der Bereich der Wirtschaft. Deshalb muß man fragen: Was sagt Allah zur Wirtschaftsordnung ?

ISLAM HEIßT FRIEDENMACHEN

In Allahs Schöpfung herrscht Harmonie und Frieden, und Gott hat auch dem Menschen den Weg des Fridenmachens vorgegeben. Islam heißt wörtlich: Friedenmachen. Der Mensch soll Frieden machen mit Allah, mit sich selbst, mit seinen Mitmenschen und mit Allahs Schöpfung. Die Art und Weise, wie man Allahs Schöpfung umgeht, auch in ihr "wirtschaftet", kann friedenmachend sein oder Unheil und Unfrieden bewirken.

IN WAS FÜR EINER WELT WIR LEBEN

Während du diese Zeilen liest, verhungern andere Menschen in der selben in der du lebst. Menschen wie du, deine Mitmenschen, die sich von dir durch nichts unterscheiden, außer das sie nicht wie du in dem Teil der Welt leben, nicht zu dem Teil der Gesellschaft zählen, in dem der Überfluß statt Mangel herrscht. In der Welt, in der wir leben, leiden von den insgesamt 5,2 Milliarden (1996, M.K.) Menschen über 1 Milliarde an Nahrungsmangel oder seinen Folgen, d.h. jeder fünfte Mensch hat nicht genug zu essen, wird davon krank, ist dann körperlich zu schwach, einer Arbeit nachzugehen, gerät dadurch in noch tiefere Not, hat dann noch weniger zu essen, wird noch schwächer und kränker und stirbt schließlich einen armseligen Tod. Wieso nicht du ?

DIE ARMEN WERDEN ÄRMER

Selbst in unserer Überflußgesellschaft wächst soziale Not, und darüber, daß sich die Lage der sogenannten "Entwicklungsländer mit niedrigem Einkommen" (bis $ 500 BSP pro Kopf und Jahr) in den vergangenen Jahren noch weiter verschlechtert hat, besteht Einigkeit unter den Experten. Dabei wird als Hauptfaktor die "Überschuldung" angeführt, d.h. die Unfähigkeit, in der Vergangenheit erhaltene Kredite zurückzuzahlen. Was in diesen Ländern erwirtschaftet werden kann, muß oft allein dazu verwendet werden, die mit solchen Krediten verbundenen Zinsen zu zahlen. Diese Mittel fehlen dann aber für die Entwicklung des - jeweiligen (M.K.) - Landes. Für Entwicklungsmaßnahmen müssen deshalb wiederum Kredite aufgenommen werden. dies führt zu einer ausweglosen Armutsspirale.

PROBLEM WELTERNÄHRUNG

Manche Menschen halten diese Armut immer noch für "gottgegeben" und behaupten, es gäbe auf der Erde nicht genug zu essen, um alle Menschen zu ernähren. In Wirklichkeit aber reichen die vorhandenen und erzeugten Nahrungsmittel völlig aus. Global gesehen besteht kein Mangel und würden mancherorts bestehende Einschränkungen aufgehoben, könnten sogar noch mehr Nahrungsmittel erzeugt werden. Tatsache bleibt aber, daß nach Angaben der UNICEF täglich 40.000 Kinder den Hungertod sterben. Woran liegt das ? Hier tödlicher Mangel, dort sattester Überfluß. Man muß also, wenn man ehrlich ist zugeben: dasderzeitige Wirtschaftswesen ist nicht in der Lage, den Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden. Es bringt keinen Frieden, sonder ist ungerecht, und zwar so ungerecht, daß es für viele Menschen tödliche Folgen hat. Die Art und Weise, wie wir Menschen derzeit in dieser Welt wirtschaften, ist verantwortlich für den Tod unserer Mitmenschen. Oder in letzter Konsequenz: Das jetzige Weltwirtschaftswesen ist Mord.

PROBLEM BEVÖLKERUNGSWACHSTUM

Zur Lösung der vom jetzigen Weltwirtschaftssytem verursachten Probleme schlagen viele Experten an allererster Stelle vor, das globale Bevölkerungswachstum einzuschränken, und viele gutgläubige Menschen aus den Überflußländern halten das für gut. Sie behaupten, daß die Armut in den unterentwickelten Ländern durch die hohe Zahl der dort lebenden Menschen verursacht werde. Ihre Rechnung ist ganz einfach: Die Weltbevölkerung wächst jährlich um 90 Millionen Menschen, in den Industrienationen (wo nur ca. 20% der Weltbevölkerung lebt) aber nur halb so schnell (bzw. noch weniger, M.K.) wie anderswo. Wenn also die Zahl der Menschen in den armen Regionen reduziert wird, sollte das, was dort erwirtschaftet werden kann, für die dann geringere Zahl von Menschen genügen. Sie halten also grundsätzlich an der Teilung der Welt in 'hier' und 'dort' fest. Bei uns, 'hier', soll alles bleiben wie es ist, denn uns geht es ja gut. Bei den armen, 'dort', wo es schlecht geht, muß etwas verändert werden. 'Dort' gibt es 'zu viele' Menschen, also muß 'dort' das Bevölkerungswachstum eingeschränkt werden.

Dieser Gedankengang verschleiert, daß unser Überfluß 'hier' ursächlich zusammengehängt mit dem Mangel 'dort'. Der Mangel an Nahrungsmitteln in den armen Regionen der Erde ist eine direkte Folge der Tatsache, daß 'dort' statt Nahrungsmittel für die einheimische Bevölkerung exportfähige Rohstoffe für unsere Bedürfnisse in den reichen Regionen der Erde angebaut werden, nur eben die Einnahmen aus den Exporten nicht einmal dazu ausreichen, genügend Nahrungsmittel aus dem weltweiten Nahrungsmittelüberschuß für die Menschen 'dort' zu importieren, weil die Rohstoffpreise so niedrig und die Nahrungsmittelpreise so hoch sind. Unser Überfluß 'hier' aber beruht größtenteils auf den für uns so günstigen Rohstoffpreisen. Wer wirklich der Bevölkerungsexplosion entgegentreten will, muß indes für ein Ende der Armutsexplosion eintreten, denn die Realität zeigt ja gerade, daß überall, wo der Lebensstandard höher ist, sich das Bevölkerungswachstum verlangsamt, während in der Armut doch gerade der einzelne Mensch seine zahlreichen Familienangehörigen benötigt, um zu überleben. So gesehen, bedeutet die Einschränkung des Bevölkerungswachstums 'dort' lediglich, daß damit ein Weg gefunden ist, wie wir 'hier' nicht mit denen 'dort' teilen brauchen, denn so soll sichergestellt werden, da 'dort' auch weiterhin billigst Rohstoffe für uns produziert werden können. Die Einschränkung des Bevölkerungswachstums 'dort' ist nur eine andere Variante der jetzigen Weltwirtschaftsweise: die Menschen 'dort' haben sich einzuschränken, damit wir 'hier' uns ausleben können. Einen Ausweg kann nur ein verändertes Weltbild ermöglichen, das auf die Teilung der Welt und der Menschen in 'hier' und 'dort' verzichtet.

DAS WELTBILD DES ISLAM

Der Islam steht wie schon gesagt für das Friedenmachen. Deshalb betont er überall das "Eins-Sein", nicht die Entzweiung. Alle Menschen gehören zu einer Menschheit, sind Allahs Geschöpfe. Die ganze Erde ist Allahs Erde. Allah hat sie den Menschen zur Nutzung anvertraut, und alle Menschen haben darauf Anspruch. Aber sie gehört keinem von uns, sondern Allah. Deshalb sind wir bei der Verwirklichung unserer Ansprüche gehalten, die Regeln zu beachten, die Allah als Schöpfer und als Eigentümer damit verbunden hat. Wirtschaften in der Welt ohne Rücksicht auf Allahs Regeln ist letzten Endes Gottlosigkeit.

INSTRUMENTE DES ISLAM FÜR DIE WIRTSCHAFT

Dem Islam wird von seinen Kritikern oft vorgehalten, er überschreite die einer Religion gesetzten Grenzen und mische sich ein in Fragen von Recht und sogar Politik. Aus der abendländischen säkularen Weltsicht, aus der letztendlich ja auch das derzeitige Weltwirtschaftssystem folgte, mag dies berechtigt erscheinen, aber es geht völlig am Selbstverständnis des Islam vorbei. Der Islam als Lebensweise des Friedensmachens - auch gerade mit den Mitmenschen - kann in diesen Bereichen nicht schweigen. Vielmehr stellt er hierfür wie auch für den Bereich der wirtschaftlichen Beziehungen der Menschen untereinander Instrumente zur Verfügung. Diese Instrumente dienen dazu, das Friedenmachen nicht bloß individuell als theoretisches Wunschkonzept zu verfolgen, sondern im persönlichen wie gesellschaftlichen Leben tagtäglich zu verwirklichen. Hierzu bedarf es allgemein gültiger als verbindlich anerkannter Grundsätze. Für den Muslim als gläubigen Menschen sind sie im Worte Allahs, im Koran, festgelegt. Wer sie befolgt, bewirkt Frieden, wer sie mißachtet, Unfrieden. Als die wichtigsten dieser Grundsätze seinen genannt:

KEINE ZINSEN

Die heutige Wirtschaft und das Weltwirtschaftssytem sind untrennbar mit dem Zinswesen verknüpft. Das auffälligste Instrument, das der Islam für die wirtschaftlichen Beziehungen der Menschen untereinander anbietet, ist sein rigoroses Zinsverbot. Im Koran heißt es dazu: "....Allah hat den Handel erlaubt, aber den Zins verboten...." (2:275). Der Koran fordert die Menschen also dazu auf, vom Zins abzulassen. Dieser Grundsatz ist ihm äußerst bedeutsam: "....und wenn ihr das nicht tut, dann vernehmt Krieg von Allah und Seinem Gesandten..." (2:279). Mit anderen Worten: Notfalls ist die Befreiung des Menschen aus seiner Gefangenschaft im Zinssystem auch mit Gewalt erforderlich. Dazu steht der Islam ebenso kompromißlos ihren Grundprinzipien wie die Vertreter der jetzigen Weltwirtschaftsweise zu ihren Grundprinzipien, als sie z.B. in den Achtziger Jahren durch den Einsatz von Kriegsschiffen im Golf das "Recht auf freie Schiffahrt" erzwangen.

Zins (arab. "riba"göz kırpma ist nach einem Worte des Propheten Muhammad (a.s.s.): " Gold für Gold, Gewicht für Gewicht, Gleiches für Gleiches, und Silber für Silber, und wer etwas hinzufügt oder mehr verlangt, das ist riba" (Abu Huraira; Muslim). Das heißt: Geliehenes Kapital, gleich in welcher Form, ist ohne jedweden Zuwachs zurückzuzahlen. Geld ist keine Ware, mit der gewinnbringender Handel statthaft wäre. Durch diesen Grundsatz wird die Möglichkeit ausgeschlossen, allein durch Verleihen von Kapital und ohne Risikobeteiligung Gewinn machen. Dies steht dem Zinswesen als Grundlage der Weltwirtschaft diametral gegenüber. Die Anwendung dieses Instruments würde deshalb zu einer grundsätzlichen Veränderung der Wirtschaft führen. Man stelle sich nur einmal vor, welche Folgen dies z.B. für die Beziehungen zu den armen Ländern haben könnte, deren erwirtschaftetes Vermögen heutzutage größtenteils für den sog. "Schuldendienst" verwendet werden muß, d.h. zur Tilgung der Zinsen, die an Kredite aus den Industrienationen gebunden sind. Selbst hierzulande ließe sich z.B. das Problem der akuten Wohnungsnot und der horrenden Mieten über zinsloses Baugeld für jedermann sicher bald lösen.

KEIN HORTEN UND KEINE SPEKULATION

Ein weiterer wesentlicher Grundsatz islamischer Wirtschaftsweise ist der Verzicht darauf, Waren - oder auch Geld - zurückzuhalten und anzusammeln, um damit die Preise zu beeinflussen und auf diesem weg Gewinne zu machen. Das Zinswesen andererseits führt genau zu diesem Effekt, daß Kapital oder waren angesammelt und dann eben zinsgünstig und gewinnbringend, aber keineswegs immer produktionsfördernd eingesetzt werden. Der Koran verbietet das Horten unmißverständlich: "....und denen, die Gold und Silber horten und es nicht auf Allahs Weg ausgeben, verkünde ihnen schmerzliche Strafen...." (9:34). Man bedenke in diesem Zusammenhang auch welche Folgen ein Verzicht auf derartige Wirtschaftspraktiken - bis hin zu Rohstoffpreisen, Termingeschäften u.ä. - haben könnte.

Das Geld selbst ist im übrigen an Gold bzw. Silber gebunden, d.h. die Menge und damit der Wert nicht - wie heutzutage üblich - willkürlich über die Notenpresse veränderbar. Statt Geld ohne Rücksicht auf die tatsächlichen wirtschaftlichen Gegebenheiten bloß gewinnbringend arbeiten zu lassen, sieht der Islam unterschiedliche Formen und Handelsgeschäften vor, denen allen die Beteiligung an Gewinn und Verlust zugrunde liegt. Einseitige Vorteilnahme bzw. einseitiges Risiko lehnt der Islam.

DIE ZAKAT

Ein weiteres Instrument für die Gestaltung der wirtschaftlichen Beziehungen der Menschen untereinander ist die sog. "Armensteuer" (Zakãt), eine "Wachstums- und Bereinigungsabgabe". Der Islam besteht auf dem Grundsatz des privaten und persönlichen Eigentums (ausgenommen Grundressourcen wie z.B. Wasser, Energie u.ä.). Zugleich verpflichtet er jeden Gläubigen, der im Laufe eines Jahres über mehr als das Mindestmaß zur Sicherung seiner eigenen Existenz verfügt, eine Abgabe zu leisten, die sich auf 2,5 % des Vermögens beläuft (ähnlich bei Viehzucht, Landwirtschaft usw.). Das Eigentum verpflichtet also. Die Verwendung der "Zakãt" ist zweckgebunden. Sie kommt den bedürftigen Menschen zugute, die über weniger als das Existenzminimum verfügen. Somit wird alljährlich ein Ausgleich geschaffen, der den Bedürftigen einen neuen Anfang ermöglicht, ohne die wirtschaftliche Betätigung des Vermögenden einzuengen. Entsprechende Berechnungen haben gezeigt, daß mit der Anwendung dieses Instruments der Zakãt als jährliche Steuer auf die Vermögenden und Einkünfte der Wohlhabenden dieser Erde leicht allen bedürftigen und armen Menschen ein menschenwürdiges Dasein ermöglicht werden könnte. Auf dem Gipfel von Rio haben sich die Industrienationen nicht einmal zur Bereitstellung von 0,7 % ihres erwirtschafteten Vermögens für die armen Länder durchgerungen. Kein einziges der industrialisierten Länder hat überhaupt je die bisher als Richtzahl gesetzten 0,3 % seines BSP (bzw. BIP, M.K.) für die armen Länder erreicht.

WARUM ISLAM FÜR DIE WIRTSCHAFT ?

Der Islam will Frieden bringen, die gegenwärtige Wirtschaftsweise kann das nicht. Sie erwirtschaftet sogar beträchtliches Vermögen durch Kriege über die Rüstungsindustrie. In all ihren Spielarten, von der sozialistischen Planwirtschaft, über die soziale Marktwirtschaft bis hin zur freien kapitalistischen "laissez-faire"-Wirtschaft ist ihr das Friedenmachen nicht gelungen. Fairerweise muß man sagen, daß dies auch nicht ihr Ziel ist. Sie will vielmehr in erster Linie Gewinne erwirtschaften. Die Welt in der wir leben, mit der Schande der Armut, der Umweltzerstörung und den ständigen Kriegen sind der unübersehbare Ausdruck dieses Versagens. Der Islam tritt stattdessen dafür ein, allen Menschen ein menschenwürdiges Dasein möglich zu machen, weil er die Menschen nicht als einer dem anderen - je nach wirtschaftlicher Macht - untergeordnet versteht, sondern alle Menschen als Geschöpfe Allahs ansieht, demgegenüber jeder Einzelne letztendlich verantwortlich ist. Die islamische Lebensweise setzt als das erstrebenste Ideal im Leben nicht die Produktions- und Konsum-Maximierung, sondern das Erlangen der Zufriedenheit Allahs. Darum ordnet sie auch das wirtschaftliche verhalten dem Willen Allahs unter. Ohne Friedenmachen mit Allah, d.h. Annehmen Allahs Willens, gibt es auch keinen Frieden unter den Menschen.

Herausgeber:Islamisches Zentrum
Gönderen: 03.03.2004 - 17:15
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